Paralipomena

im Ausstellungshaus Spoerri

Susanne Neumann mit Josef Gareis

 

Von Jean Jacques Rousseau weiß man, dass er Listen angelegt hat von Pflanzen und Tieren, die er auf Spaziergängen gesehen hat. Der Schweizer Schriftsteller Kurt Guggenheim, der sich intensiv mit Rousseau befasst hat, legte mit großem Vergnügen ähnliche Listen an, die er dann auch literarisch verwendete. Beim Übertragen einer solchen Aufzählung von Tier- und Pflanzennamen unter der Überschrift: »Heute gesehen«, stellte Guggenheim fest: »Ich hatte vergessen, dass ich Jean-Jacques Rousseau war.«

Die Bemühungen der Menschen, Ordnung zu schaffen, den Wildwuchs zu bändigen, sind Versuche, die unübersehbare Vielfalt überschaubar zu machen. Josef Gareis Inventarlisten, aller, auf seinen Spaziergängen (jeden Tag vormittags und nachmittags, von 1981 bis 2011!) gesichteten 211.057 Vögel, beeindruckten Susanne Neumann in ihrer Akkuratesse, zugleich erscheint das Bemühen um Vollständigkeit aber auch vergeblich.

Diese Mischung aus Disziplin, Hingabe und Vergeblichkeit macht vielleicht die Nähe zur Kunst aus, und es ist vielleicht kein Zufall, dass auf einem, der von Gareis angelegten Ordner, das Wort Arten steht, das ja das Wort »Art« (also Kunst) enthält.

In der Ausstellung PARALIPOMENA besetzte Susanne Neumann einen kleinen Nebenraum im Ausstellungshaus Spoerri; Josef Gareis zählte in einem Video alle, die von ihm tagtäglich beobachteten Vögel auf, 125 an der Zahl. In einer Vitrine liegen seine Aufzeichnungen aus, geschnitze Vögel an der Wand und ein alter Nistkasten ergänzen die Installation. Handgemalte Vogelscheisse ist der Verkaufsschlager im Museumsshop.